Bayerischer Löwe

Unser erstes Testobjekt dürfte vor allem diejenigen interessieren, die keinen weiten Fußmarsch für „a Maß“ auf sich nehmen wollen oder dem italienischen Espresso zwischen zwei Seminaren die bayerische Erfrischungsmethode vorziehen. Der Biergarten der Traditionsgaststätte „Zum Bayerischen Löwen“ liegt nur fünf Gehminuten vom Nikolakloster entfernt im „Zentrum vom Zentrum von Passau“, wie PASTA! den Ludwigsplatz nennt. Beschattet von Kastanienbäumen bietet der Biergarten ein beinahe beschauliches Idyll, wenn der Besucher von der rundum liegenden Asphaltlandschaft der Neuen Mitte absieht.

Es ist Montagabend, 18 Uhr, und die meisten kurieren sich wohl noch von den zahlreichen Biergartenbesuchen des Wochenendes aus, denn der Garten ist nahezu leer und der Kellner auch direkt zur Stelle. Wir probieren uns durch die Klassiker der Getränkekarte und bestellen ein Helles, ein Pils, ein Radler und – für die Abstinenzler  – eine Saftschorle. Pils bekommen wir leider nicht, aber die Freundlichkeit, mit der unsere Bestellung entgegengenommen wird, und die Schnelligkeit, mit der die restlichen Getränke gebracht werden, lässt uns das verschmerzen. Nach dem ersten Schluck inspizieren wir das umfangreiche Speiseangebot. Vom Bayerischen Antipasti-Teller bis zum Zigeunerschnitzel wird jeder Geschmacksnerv getroffen und vom Appetitanreger bis zum Sattmacher ist auch jede Portionsgröße vertreten. Wir entscheiden uns für die klassischen Käsespätzle mit Röstzwiebeln und einem kleinen Beilagensalat und den Kartoffelkas mit Schnittlauch und roten Zwiebelringen, zu dem noch eine Scheibe Hausbrot und eine Breze gereicht wird. Die Käsespätzle werden auch prompt serviert, was vermuten lässt, dass deren frische Zubereitung vor allem um die Mittagszeit rum genossen werden kann. Während der „vegetarische Redakteur“ des PASTA! Magazins in der Maiausgabe vom „milden“ Geschmack der Käsespätzle schwärmt, findet unsere Testesserin sie eher fad. Gegen einen knurrenden Magen sind sie aber eindeutig das effektivste Mittel . Nach der Hälfte der Portion dürfen sich noch die restlichen vier Münder daran sattessen.

Der Kartoffelkas, der kurze Zeit später kommt, macht optisch wie auch geschmacklich eindeutig mehr her. Die Breze ist noch warm und die drei würzigen Kasbällchen begeistern unsere zweite Testesserin, die für die nächste halbe Stunde stillschweigend ihre Brotzeit schlemmt, während wir die Kastanienblüten aus unseren Bier- und Saftgläsern pflücken.
Bis auf die fehlenden Bierdeckel erfüllt der Bayerische Löwe jedoch jeden Anspruch an den klassischen Biergarten: Man sitzt auf der traditionellen Holzgarnitur, die Tische tragen blau-weiße Decken, unter den Füßen knirscht der Kies und über dem bierseligen Haupt wippen die Kastanienäste. Im Bayerischen Löwen muss man sich die Entspannung nicht erst antrinken, sein Ambiente (und die Lage) verführen eindeutig dazu, statt pflichtbewusst den Seminarraum oder die Bib aufzusuchen lieber noch einen ausgedehnten (soweit das möglich ist) Einkaufsbummel in der Fußgängerzone zu machen oder den mit Käsespätzle gefüllten Bauch auf der Innwiese zu bräunen. Angesichts der etwas späteren Uhrzeit ist für uns die nächste Kneipe eher die passende Option, und bei den erschwinglichen Preisen im Bayerischen Löwen – knapp 8 € für die Käsespätzle und 6 € für den Kartoffelkas – bleibt noch was, um den angebrochenen Abend nicht mit einer kleinen Cola enden zu lassen.

Unser Fazit:  Schaut‘s hoid amoi vorbei! Der Weg zur nächsten Maß unter schattigen Kastanienbäumen könnte nicht kürzer sein, und wenn das Mensaessen mal wieder zum Davonlaufen ist, findet ihr hier sicher eine schmackhafte(re) Alternative, in die das monatliche Budget guten Gewissens investiert werden kann!

Bewertungsbogen Bayerischer Löwe

Näheres zum Biergarten: http://www.wirtshaus-passau.de/

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